Cutaways ja oder nein?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

WolfF
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Beitrag von WolfF »

stringbender hat geschrieben:Ein Cutaway bewirkt keine klanglichen Einbußen.

Der Ton einer Gitarre entsteht im Unterbug, da wo der Korpus am breitesten ist. Taille und Oberbug dienen gewissermassen zur besseren Handhabung. Man könnte das Instrument auch in tropfenform, bzw. wie eine Laute bauen. Die bekannte Handhabung wäre im Sitzen allerdings nicht möglich.
Die Decke einer akustischen Gitarre ist prinzipiell ein Lautsprecher. Im Bereich des Oberbugs kann dieser allerdings nicht mehr so wirken. Dem steht schon mal das Griffbrett im Weg und direkt darunter kommt ein grosser Querbalken.
Hallo Armin (und alle anderen Berufenen),

das klingt für mich als interessierten Gitarren(bau)laien wirklich logisch. Allerdings: Man liest/hört doch auch immer wieder, dass es zwischen einer Gitarre mit Hals/Korpus-Übergang am 12. Bund und einer Gitarre mit Übergang am 14. Bund ganz erhebliche Klangunterschiede geben soll. Das aber dürfte, deiner Argumentation folgend, so dann aber gar nicht sein (oder jedenfalls nicht sehr ausgeprägt), weil die Korpus-Vergrößerung ja nur im Bereich der "Oberbugs" stattfindet. Oder mache ich da einen Denkfehler?

Herzlich :D Wolfgang
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stephan
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Beitrag von stephan »

Hallo Wolfgang,

bei der 12bündigen rückt der Steg nach vorne Richtung Schallloch und ist damit rein akustisch gesehen besser plaziert. Das soll den Klangunterschied ausmachen.

Gruß

Stephan
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

stephan hat geschrieben:Hallo Wolfgang,

bei der 12bündigen rückt der Steg nach vorne Richtung Schallloch und ist damit rein akustisch gesehen besser plaziert. Das soll den Klangunterschied ausmachen.

Gruß

Stephan
Hallo Stephan,

im Ansatz richtig, in der Richtung aber genau andersrum... :wink:

Bei der 12-bundigen rutscht der Steg weiter nach hinten (vom Schalloch weg), mehr in das Zentrum der schwingenden Decke.

Und dann macht sich zusätzlich bei der 12-bundigen der kürzere Hals und die meist einhergehende durchstochene Kopfplatte klanglich positiv bemerkbar...

Gruss, Martin
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zappi
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Beitrag von zappi »

H-bone hat geschrieben:
stephan hat geschrieben:Hallo Wolfgang,

bei der 12bündigen rückt der Steg nach vorne Richtung Schallloch und ist damit rein akustisch gesehen besser plaziert. Das soll den Klangunterschied ausmachen.

Gruß

Stephan
Hallo Stephan,

im Ansatz richtig, in der Richtung aber genau andersrum... :wink:

Bei der 12-bundigen rutscht der Steg weiter nach hinten (vom Schalloch weg), mehr in das Zentrum der schwingenden Decke.

Und dann macht sich zusätzlich bei der 12-bundigen der kürzere Hals und die meist einhergehende durchstochene Kopfplatte klanglich positiv bemerkbar...

Gruss, Martin
Das eine zwölfbündige wegen der zentralen Lage des Stegs einen anderen und wahrscheinlich auch lauteren Klang liefert, sehe ich ja ein, aber was hat die durchstochene Kopfplatte Kopfplatte mit den Klang zu tun? Bisher hielt ich das mehr für eine optische Frage, als eine klangliche.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

zappi hat geschrieben:...aber was hat die durchstochene Kopfplatte Kopfplatte mit den Klang zu tun? Bisher hielt ich das mehr für eine optische Frage, als eine klangliche.
Hallo Zappi, der klangliche Aspekt liegt im höheren Druck, den die Saiten auf den Sattel ausüben... der Winkel ist kleiner.

Gruss, Martin

Hier mal ein Bidchen dazu:

Bild
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zappi
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Beitrag von zappi »

Danke Martin, wieder was gelernt. :)
WolfF
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Beitrag von WolfF »

zappi hat geschrieben:
H-bone hat geschrieben:
Und dann macht sich zusätzlich bei der 12-bundigen der kürzere Hals und die meist einhergehende durchstochene Kopfplatte klanglich positiv bemerkbar...

Gruss, Martin
Das eine zwölfbündige wegen der zentralen Lage des Stegs einen anderen und wahrscheinlich auch lauteren Klang liefert, sehe ich ja ein, aber was hat die durchstochene Kopfplatte Kopfplatte mit den Klang zu tun? Bisher hielt ich das mehr für eine optische Frage, als eine klangliche.
Das hätte ich auch gefragt. :wink: Vielen Dank für die klare, aufschlussreiche Antwort!

Gruß
Wolfgang
Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

Wobei die Saite am Sattel ja schon mehrere Millimeter aufliegt. Das heisst für mich das es sich vor allem (oder nur) dort auf den Sattel auswirkt. Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen, will es aber auch nicht anzweifeln. Wie sieht es aber nun mit der Masse aus? Der Kopf einer nicht durchstochenen Kopfplatte hat ja eine grössere Masse, welche das Schwingungsverhalten günstiger ausfallen lassen könnte. Ich glaube das es schwierig ist dieses endgültig zu belegen, in beide Richtungen. Dafür sind Hölzer einfach zu individuell und auch ein Experiment mit einem anderen Hals auf dem gleichen Korpus halte ich für schwierig. Da müsste man schon im direkten Vergleich ausprobieren können, was nicht wirklich möglich ist. Die weitere Frage ist natürlich auch wieviel es dort überhaupt ausmachen würde, wo es doch, wie hier beschrieben, soweit vom Zentrum der eigentlichen Klangentfaltung entfernt ist....
Gruss, Gerrit

Dreier Concert Classic, Rio/Alpenfichte, Taylor GS Mini Mahogany
Lugh
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Beitrag von Lugh »

stephan hat geschrieben:Hallo Wolfgang,

bei der 12bündigen rückt der Steg nach vorne Richtung Schallloch und ist damit rein akustisch gesehen besser plaziert. Das soll den Klangunterschied ausmachen.

Gruß

Stephan
Etwas OT hinsichtlich Cut...

Ich stelle mir die Frage, warum der Hals/Griffbrett dann nicht so angebracht ist, dass er die Decke überhaupt nicht berührt und diese dadurch besser schwingen kann.

Bei Beispielsweise 5 Bünden die über der Decke "schweben", müsste doch mit verstärkten Hals machbar sein?

Liebe Grüße
Lugh
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Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

So in der Richtung gibt es bei "Brunner Guitars". Es heisst "Flying Top". Google einfach mal nach Brunner Guitars und schaue da auf die Website. Da ist es ziemlich ausführlich beschrieben. Ein direkter Vergleich zwischen mehreren Brunner mit meiner Dreier lies mich zufrieden lächeln. Und das obwohl meine Dreier brandneu war und die Brunner bereits recht gut eingespielt.... :wink: :mrgreen:
Gruss, Gerrit

Dreier Concert Classic, Rio/Alpenfichte, Taylor GS Mini Mahogany
rwe
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Beitrag von rwe »

[quote="Lugh"]
Ich stelle mir die Frage, warum der Hals/Griffbrett dann nicht so angebracht ist, dass er die Decke überhaupt nicht berührt und diese dadurch besser schwingen kann.
[/quote]

... bei Archtops nicht unüblich;-)
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Orange
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Beitrag von Orange »

Mal wieder einen alten Fred(dy) ausgegraben :) .

Dieser erinnert mich immer an meine Anfangszeiten als Gitarrenspieler als ich mir meine erste Westerngitarre kaufen wollte, vor ca. 2 1/2 Jahren.

Da stellte sich mir irgendwie die Frage: Cutaway ja oder nein, obwohl ich gerade mal ein paar Akkorde greifen konnte. Und dies war beim "googeln" das erste was ich gefunden habe :P !

Mittlerweile geht´s spieltechnisch ja schon etwas besser, allerdings habe ich aber bisher nur ein kleines Solo wo ich bis zum 13-ten Bund hinkomme, also drüber hinaus komme ich nicht, und somit ist ein Cut für mich nach momentanen Stand auch überhaupt kein Thema.

Wie ist hier der aktuelle Stand im Forum: Cutaway yes or no ? :|
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Servus, Du alter Fredausgraber!

Ich habe die zwei Gibsons ohne und die Martin mit Cutaway. Die ersten beiden Käufe waren ja die ohne. Da brauchte ich auch noch keinen.

Mein Gitarrenlehrer brachte mir dann die Pentatoniken und das damit einhergehende Solospiel bei. Als ich mich dann zum 40er selber beschenken wollte, habe ich dann die Martin mit Cut genommen. Weils sichs einfach in den oberen Bünden weit gemütlicher solieren lässt. Und so ein Akustikgitarrensolo klingt schon sehr geil, was mir bei unseren Auftritten, wo ich die Ehre habe, den Cut auch auszunutzen, immer wieder vom Publikum bestätigt wird.

Ich hoffe ich verlerns jetzt nicht mit der blöden Gipshand... :?
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

Pappenheim hat geschrieben:Servus, Du alter Fredausgraber!

Ich habe die zwei Gibsons ohne und die Martin mit Cutaway. Die ersten beiden Käufe waren ja die ohne. Da brauchte ich auch noch keinen.

Mein Gitarrenlehrer brachte mir dann die Pentatoniken und das damit einhergehende Solospiel bei. Als ich mich dann zum 40er selber beschenken wollte, habe ich dann die Martin mit Cut genommen. Weils sichs einfach in den oberen Bünden weit gemütlicher solieren lässt. Und so ein Akustikgitarrensolo klingt schon sehr geil, was mir bei unseren Auftritten, wo ich die Ehre habe, den Cut auch auszunutzen, immer wieder vom Publikum bestätigt wird.

Ich hoffe ich verlerns jetzt nicht mit der blöden Gipshand... :?
benutz es doch als "Slide"...*ggg*
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uwesemmelmann
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Beitrag von uwesemmelmann »

Pappenheim hat geschrieben:...Weils sichs einfach in den oberen Bünden weit gemütlicher solieren lässt...
Etwas O.T.: Gerade habe ich die Zappa-Biographie von Barry Miles (bei 2001) gelesen. Darin wird irgendwo sinngemäß erwähnt, dass des Meisters Gitarrenarbeit (wenn man sie denn mag) gerade deshalb oft gut ankam, weil er es vermied, dauernd ganz oben rumzufriggeln...

Irgendwie habe ich - ob bei elektrischer oder akustischer Musik - immer schon ein Problem mit den oft sehr beliebigen hohen Tönen (Distortion ein und ab geht's). Persönlich fühle ich mich ab einem bestimmten Bereich abnehmender Bundabstände auf Akustischen immer sehr unwohl. Mal ganz abgesehen davon, dass viele Gitarren da auch klanglich extrem abfallen.

Mir reichen z.B. schon völlig die Stücke von Eric Lugosch, die oft richtig schwere Arbeit im Bereich 14 bis 17 erfordern. Und das geht (notfalls wie beim Cello oder bei Uwe Kropinski) mit Daumenaufsatz... Ist ohne Cut auch sportlich wesentlich herausfordernder... :bop:
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
Lowden O 35 (Zeder/Blackwood)
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